
| Msg # 243 of 32088 on ZZDE4412, Friday 8-01-24, 7:20 |
| From: LUTZ BECK |
| To: KLAUS R. |
| Subj: Re: Wirtschaftskrisen - In der =?UTF-8?B |
From: me@privacy.net
On 21.07.2018 19:04, klaus r. wrote:
>"Ach, brauch ich nicht" und Nachhaltigkeit, steht sich das im Weg? Muss
>ich wirklich jedes Jahr eine neue Vollausstattung an Kleidung aus
>modischen Gr€€nden haben, jedes Jahr das neueste smartphone usw.?
Freilich nicht. Das mit "brauch ich nicht" aus falscher "Gen€€gsam-
keit" bezieht sich auf die Neolibpraktiken u. -theorien, denen zu-
folge die L€€hne "gedr€€ckt" bleiben sollen, damit der "Standort" wett-
bewerbsf€€hig bleibt (eher: damit die Betriebsgewinne viel h€€her
werden; das ist auch der Grund, warum "ausgelagert" wird, gepaart
mit dem Umstand, da€€ in den neuen Gebieten, die Verbraucher- u.
Umweltschutzauflagen weniger streng sind oder fehlen). Gemeint
au€€erdem die Wohlhabenden, die aus einer Koketterie oder einem
Schmarrn im Kopf heraus sich vieles beim "Discounter" besorgen,
um zu "sparen"! Was sparen, wenn man nicht zum Sparen brauch!
Das ist nur Hohn gegen€€ber den vielen, die sparen ... *m€€ssen*.
Aber schlie€€lich (und andrerseits) floriert eine Volkswirtschaft,
nur wenn es genug Nachfrage gibt; nur so hat es Sinn, Unternehmungen
am Leben zu halten (wg Produktion u. Dienstleistung). Das hei€€t,
eine €€bertriebene, ja "endemische" Sparsamkeit, aus Armutsgr€€nden,
wirkt sich langfristig verheerend im Volke aus: Die Volkswirtschaft
schrumpft, die Arbeitslosigkeit wird zum Massenphenomen (etwa wie
zZ in Spanien u. Griechenland; dort aber waren urs€€chlich komplexe
Spekulationen, die schiefgegangen sind, aufgrund der halbbanditenhafen
Machenschaften der "Weltfinanz", und nicht weil in den jeweiligen
"Binnenl€€ndern" die Bev€€lkerung aus einem "Spleen" heraus geizig
gewesen w€€re; vielmehr (zB) hat Griechenland mehrmals jahrzehnte-
lang €€berdimensionierte Milit€€ranlagen bei uns bestellt, teilw.
mit Krediten u. Hermes-B€€rgschaften finanziert, weil Athen Angst
vor Ankara hat. Unsere Arbeitspl€€tze freuten sich dar€€ber. W€€hrend
der Hetze gg Griechenland, vor allem nach 2010, haben sich die
meisten "Arbeitspl€€tze" nimmer dran erinnert. Genauso wenig wie
die "Armeen" von gierigen Nixversteher, die Anleihen u. Zertifi-
kate auch aus GR kauften, freilich wg. der h€€heren Zinsen. Sie
haben nicht daran gedacht (manche wu€€ten/wissen das nicht), da€€
je h€€her die Versprechungen, desto "volatiler" die Papiere sind,
d. h. desto wahrscheinlicher isses, da€€ die Zahlungen mit Zinseszins
nimmer stattfinden. Was aber nach 2008 nimmer so war, denn jetzt
zahlen die Steuerzahler aller G20 Nationen f€€r die entgangenen
Gewinne der Spekulanten und der kleinen Spekulationssparern, die
meistens nicht wissen, was ihnen die "Sparkasse ums Eck" auf-
geschwatzt hat).
>K€€nnte man die Kapazit€€ten in Fabriken f€€r etwas Sinnvolleres nutzen?
Freilich. Aber hier€€ber entscheidet in der einigerma€€en freien
€€konomie der Unternehmer. Und wenn er meint, aus "Ramsch" u. "Schrott"
Profit machen zu "m€€ssen", ja dann ... Es sei denn, die Wirtschaft
produziert das, was eine "Partei" befiehlt; daf€€r aber ist dann mit
der "Freiheit" Schlu€€; statt dessen die kommunistische oder die
faschistische Diktatur (im Faschismus ist das entspr. Verh€€ltnis
totalit€€re ideol. Partei + Wirtschaftsunternehmertum auf "Hab acht!"
auch als "Korporatismus" bezeichnet).
Tja, solche Alternativen gibt's. Aber in solchen "geschlossenen"
Systemen sind die Allermeisten schon sehr "sparsam". Sie m€€ssen
sparsam, ja "asketisch", sein. Auf Gehei€€ der "Partei". Zweck
solcher Systeme ist nicht der €€konomische Wohlstand. Solche Ty-
ranneien haben andere, als €€konomische/pekuni€€re, Zwecke. €€hnlich
funzen auch die religi€€sen ("theokratischen") Tyranneien.
"Mildere" Formen sind die kapitalistischen Systeme, wo aber nur
die "Oligarchen" einigerma€€en frei agieren k€€nnen. Die anderen
Unternehmer haben zu gehorchen, oder sie verlieren ihre Firmen.
Also sind das auch keine "freie Wirtschaften" im eigentlichen Sinne
(obwohl viele sogar widersprechen u. sogar in Rage geraten: "Doch,
doch, die sind schon frei!" Ja, "frei" auf- und abzugeben :-)).
Lutz
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