From: usenet.martinkl@gmx.de
J€rg "Yadgar" Bleimann wrote:
> On 22.07.24 16:07, Martin Klaiber wrote:
>> Abgesehen davon, dass das nur Gedankenspiele sind,
> ...und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch bleiben
> werden! Ich werde nicht j€nger (vor vier Tagen 55 geworden) und mit
> hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht ges€nder (Zwangsst€rung, dank seit
> 35 Jahren dagegen eingenommenem Clomipramin mittlerweile drittgradige
> Adipositas (BMI zur Zeit 41),
Ja, wobei aber das Medikament selbst nicht dick macht (es enth€lt keine
Kalorien), sondern es regt "nur" den Appetit an. Wenn man also darauf
achtet, nicht mehr zu essen, vorallem nicht die kohlenhydratreichen und
fetthaltigen Kalorienbomben (Burger, Pommes, Chips), auf die man dann
leider besonders Appetit hat, nimmt man nicht zu.
Bist Du denn in guter med. Behandlung? Medikamente alleine helfen bei
Zwangsst€rungen nur in leichten F€llen. Eine begleitende Psychotherapie
w€re sinnvoll. Und wurden bei Dir mal andere Medikamente ausprobiert?
Clomipramin ist ja schon sehr alt, 1. Wahl sind heute SSRIs. Modernere
Medikamente haben oft weniger Nebenwirkungen.
> davon verursacht wiederum Diabetes und Bluthochdruck, seit Neuestem
> auch noch gutartig vergr€€erte Prostata, schlie€lich Eisen- und
> (mutma€lich) Vitamin-B12-Mangel durch das Metformin gegen den
> Diabetes...
Das hei€t, Du bist noch nicht insulinpflichtig? Das w€rde ich als
Ansporn sehen, das Ruder noch herumzurei€en.
> In literarischen Phantasiewelten, Filmen und Musik kann ich mich
> verlieren, auf Reisen in der realen Welt schleppe ich dagegen doch immer
> nur diesen schweren, schwerf€lligen, schwerm€tigen J€rg Bleimann €berall
> mit hin... um mit Genuss reisen (oder €berhaupt mit Genuss im Hier und
> Jetzt leben) zu k€nnen, m€sste ich ein ganz anderer Mensch werden! Ist
> das realistisch? Nein, ist es nicht!
Ich denke nicht, dass Du ein anderer Mensch werden m€sstest, sondern
dass Du Erfolgserlebnisse in der realen Welt br€uchtest. Hast Du mal
€ber eine ehrenamtliche soziale T€tigkeit nachgedacht? Kindern etwas
vorlesen. Menschen im Rollstuhl zum Arzt begleiten. Afghanischen
Fl€chtlingen Deutsch beibringen oder beim Ausf€llen von Formularen
helfen. Alles Dinge, die Du kannst und die anderen sehr helfen.
Anderen zu helfen ist nicht nur sehr befriedigend und erf€llend, es
hilft auch, das Selbstwertgef€hl zu heben. Du bist dann nicht mehr der
J€rg, der (gef€hlt) allen zur Last f€llt und zu nichts zu gebrauchen
ist. Du sp€rst und erf€hrst von Deiner Umwelt, dass Du wichtig bist,
dass Du gebraucht wirst, dass Dein Dasein einen Sinn hat. Und zwar so,
wie Du bist. Du musst daf€r kein anderer Mensch werden.
> Meine (sp€rlichen) Erfahrungen sind leider andere: in den 1990ern konnte
> ich noch spontan irgendwo aufkreuzen und einen Schlafplatz finden (1991
> Jugendherberge in Heidenheim an der Brenz, 1999 Zeltplatz in
> Freilingen/Eifel), 2004 ging das schon nicht mehr ohne Vorabreservierung
> per Telefon, jedenfalls war sp€tabends an der JH in Wipperf€rth niemand
> mehr erreichbar au€er dem diensthabenden Zivi, alles belegt, womit die
> Sauerland-Hessen-Runde leider im Eimer war... und heutzutage geht
> wahrscheinlich ohne zwei Dutzend Tr€wwel-€pps auf der Wischwanze gar
> nichts mehr! Oder?
Ich gehe ja auf Campingpl€tze, weil ich im Urlaub nicht in einem Zimmer
schlafen will, das habe ich zu Hause. Dass ein Campingplatz voll war
und man nicht mal mit einem kleinen Zelt noch einen Platz bekam, habe
ich schon geh€rt aber selbst noch nicht erlebt. H€ufiger ist, dass man
abends ankommt, wenn die Rezeption schon geschlossen ist.
Was ich schon erlebt hatte ist, dass die Platzwarte einem nur unwillig
einen Platz geben wollten, obwohl es noch gen€gend Pl€tze gab. Das war
meistens bei Kanu-Clubs, wo die Platzwarte das nur nebenbei machen und
au€er Arbeit eigentlich nichts davon haben. Da muss man dann eben gut
zureden, dann machen sie "dieses eine Mal noch eine Ausnahme!" ;-)
Zweimal hatte ich es auch erlebt, dass der Campingplatz aufgel€st war.
Einmal war auf der Loreley. Nachdem ich mich die steile Stra€e dort
hochgequ€lt hatte, sah ich, dass der Campingplatz verlassen und halb
verfallen war. Ich bin dann trotzdem dort geblieben und habe wild
gezeltet. Es gab halt keine Sanit€ranlagen, eine Nacht geht das mal.
War trotzdem ein tolles Erlebnis. Ich schlug mein Zelt ganz vorne an
der Klippe auf. Abends der Sonnenuntergang €ber dem Rheintal und fr€h
morgens der Blick ins Tal, wo €berall noch der Nebel hing. Man hatte
von dort auch einen weiten Blick €ber die Hochebene. Ich fand es sehr
interessant, zu sehen, wie d€nn besiedelt die Hochebene ist, etwas,
was man gar nicht vermutet, wenn man nur das enge und dicht bebaute
Rheintal kennt.
Das andere Mal war irgendwo in Brandenburg. Ich klingelte in einem
Nachbarhaus des verlassenen Campingplatzes und fragte, ob es noch
andere Campingpl€tze in der N€he g€be. Da boten sie mir an, in ihrem
Garten zu zelten und die Toilette und Dusche ihres G€stehauses
mitzubenutzen. Das war auch sehr sch€n, im Fr€hling unter bl€henden
Obstb€umen.
>> F€r das Erlebnis Radtour ist das aber auch gar
>> nicht n€tig. Da reicht eine Tour in die Umgebung und -ganz wichtig-
>> mal woanders zu €bernachten als zu Hause.
> Es gibt eigentlich nur zwei Betten, in denen ich halbwegs gut schlafen
> kann - mein eigenes im Wohnklo und das bei meinem Freund Micha in Altena...
War ja auch nur ein Vorschlag. Muss man schauen, ob einem das etwas
gibt oder nicht. Es gibt viele Menschen, die nicht gerne zelten. Ich
w€rde auch nicht ewig zelten wollen. Nach ein paar Wochen reicht es
mir und ich sehne mich wieder nach einer richtigen Wohnung. Aber die
paar Wochen Natur sind mir wichtig. Mal raus aus der Stadt, raus aus
der Komfortzone, raus aus dem L€rm, dem Stress, usw. Aufwachen mit
den V€geln, nass werden wenn es regnet, die N€he zur Erde sp€ren, da
wo wir eigentlich her kommen. Dann ist auch wieder gut und ich zehre
davon die folgenden Monate, wenn ich wieder auf Pflaster trete und
im B€rostuhl sitze.
>> Ich erinnere mich noch gut, wie ich das erste Mal von Berlin an die
>> Ostsee gefahren bin. Mit meinem Alltagsrad, ein paar Packtaschen, die
>> ich mir vorher gekauft hatte und einem geliehenen Zelt. Die Entfernung
>> kam mir endlos vor, dabei waren es nur ca. 300 km. Aber damals fragte
>> ich mich, ob ich das €berlebe. Die vielen positiven Eindr€cke und
>> Gef€hle unterwegs hatten sich dann aber in mein Ged€chtnis gebrannt.
> War das noch zu DDR-Zeiten?
Nein, kurz danach. Ich bin Wessi, Reisen in die DDR waren schwierig,
wenn man dort keine Verwandten hatte.
Aber es war meine erste gro€e Tour mit dem Fahrrad raus aus Berlin. In
[continued in next message]
--- SoupGate-Win32 v1.05
* Origin: you cannot sedate... all the things you hate (1:229/2)
|