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      ZZDE4410             de.rec.fahrrad             5072 messages      

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  Msg # 20 of 5072 on ZZDE4410, Saturday 8-15-25, 1:39  
  From: MARTIN KLAIBER  
  To: YAZDEGIRD@GMX.DE  
  Subj: Re: Vor 35 Jahren: RADCUANA (1/2)  
 From: usenet.martinkl@gmx.de 
  
 J€rg "Yadgar" Bleimann  wrote: 
 > On 22.07.24 16:07, Martin Klaiber wrote: 
  
 >> Abgesehen davon, dass das nur Gedankenspiele sind, 
  
 > ...und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch bleiben 
 > werden! Ich werde nicht j€nger (vor vier Tagen 55 geworden) und mit 
 > hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht ges€nder (Zwangsst€rung, dank seit 
 > 35 Jahren dagegen eingenommenem Clomipramin mittlerweile drittgradige 
 > Adipositas (BMI zur Zeit 41), 
  
 Ja, wobei aber das Medikament selbst nicht dick macht (es enth€lt keine 
 Kalorien), sondern es regt "nur" den Appetit an. Wenn man also darauf 
 achtet, nicht mehr zu essen, vorallem nicht die kohlenhydratreichen und 
 fetthaltigen Kalorienbomben (Burger, Pommes, Chips), auf die man dann 
 leider besonders Appetit hat, nimmt man nicht zu. 
  
 Bist Du denn in guter med. Behandlung? Medikamente alleine helfen bei 
 Zwangsst€rungen nur in leichten F€llen. Eine begleitende Psychotherapie 
 w€re sinnvoll. Und wurden bei Dir mal andere Medikamente ausprobiert? 
 Clomipramin ist ja schon sehr alt, 1. Wahl sind heute SSRIs. Modernere 
 Medikamente haben oft weniger Nebenwirkungen. 
  
 > davon verursacht wiederum Diabetes und Bluthochdruck, seit Neuestem 
 > auch noch gutartig vergr€€erte Prostata, schlie€lich Eisen- und 
 > (mutma€lich) Vitamin-B12-Mangel durch das Metformin gegen den 
 > Diabetes... 
  
 Das hei€t, Du bist noch nicht insulinpflichtig? Das w€rde ich als 
 Ansporn sehen, das Ruder noch herumzurei€en. 
  
 > In literarischen Phantasiewelten, Filmen und Musik kann ich mich 
 > verlieren, auf Reisen in der realen Welt schleppe ich dagegen doch immer 
 > nur diesen schweren, schwerf€lligen, schwerm€tigen J€rg Bleimann €berall 
 > mit hin... um mit Genuss reisen (oder €berhaupt mit Genuss im Hier und 
 > Jetzt leben) zu k€nnen, m€sste ich ein ganz anderer Mensch werden! Ist 
 > das realistisch? Nein, ist es nicht! 
  
 Ich denke nicht, dass Du ein anderer Mensch werden m€sstest, sondern 
 dass Du Erfolgserlebnisse in der realen Welt br€uchtest. Hast Du mal 
 €ber eine ehrenamtliche soziale T€tigkeit nachgedacht? Kindern etwas 
 vorlesen. Menschen im Rollstuhl zum Arzt begleiten. Afghanischen 
 Fl€chtlingen Deutsch beibringen oder beim Ausf€llen von Formularen 
 helfen. Alles Dinge, die Du kannst und die anderen sehr helfen. 
  
 Anderen zu helfen ist nicht nur sehr befriedigend und erf€llend, es 
 hilft auch, das Selbstwertgef€hl zu heben. Du bist dann nicht mehr der 
 J€rg, der (gef€hlt) allen zur Last f€llt und zu nichts zu gebrauchen 
 ist. Du sp€rst und erf€hrst von Deiner Umwelt, dass Du wichtig bist, 
 dass Du gebraucht wirst, dass Dein Dasein einen Sinn hat. Und zwar so, 
 wie Du bist. Du musst daf€r kein anderer Mensch werden. 
  
 > Meine (sp€rlichen) Erfahrungen sind leider andere: in den 1990ern konnte 
 > ich noch spontan irgendwo aufkreuzen und einen Schlafplatz finden (1991 
 > Jugendherberge in Heidenheim an der Brenz, 1999 Zeltplatz in 
 > Freilingen/Eifel), 2004 ging das schon nicht mehr ohne Vorabreservierung 
 > per Telefon, jedenfalls war sp€tabends an der JH in Wipperf€rth niemand 
 > mehr erreichbar au€er dem diensthabenden Zivi, alles belegt, womit die 
 > Sauerland-Hessen-Runde leider im Eimer war... und heutzutage geht 
 > wahrscheinlich ohne zwei Dutzend Tr€wwel-€pps auf der Wischwanze gar 
 > nichts mehr! Oder? 
  
 Ich gehe ja auf Campingpl€tze, weil ich im Urlaub nicht in einem Zimmer 
 schlafen will, das habe ich zu Hause. Dass ein Campingplatz voll war 
 und man nicht mal mit einem kleinen Zelt noch einen Platz bekam, habe 
 ich schon geh€rt aber selbst noch nicht erlebt. H€ufiger ist, dass man 
 abends ankommt, wenn die Rezeption schon geschlossen ist. 
  
 Was ich schon erlebt hatte ist, dass die Platzwarte einem nur unwillig 
 einen Platz geben wollten, obwohl es noch gen€gend Pl€tze gab. Das war 
 meistens bei Kanu-Clubs, wo die Platzwarte das nur nebenbei machen und 
 au€er Arbeit eigentlich nichts davon haben. Da muss man dann eben gut 
 zureden, dann machen sie "dieses eine Mal noch eine Ausnahme!" ;-) 
  
 Zweimal hatte ich es auch erlebt, dass der Campingplatz aufgel€st war. 
  
 Einmal war auf der Loreley. Nachdem ich mich die steile Stra€e dort 
 hochgequ€lt hatte, sah ich, dass der Campingplatz verlassen und halb 
 verfallen war. Ich bin dann trotzdem dort geblieben und habe wild 
 gezeltet. Es gab halt keine Sanit€ranlagen, eine Nacht geht das mal. 
 War trotzdem ein tolles Erlebnis. Ich schlug mein Zelt ganz vorne an 
 der Klippe auf. Abends der Sonnenuntergang €ber dem Rheintal und fr€h 
 morgens der Blick ins Tal, wo €berall noch der Nebel hing. Man hatte 
 von dort auch einen weiten Blick €ber die Hochebene. Ich fand es sehr 
 interessant, zu sehen, wie d€nn besiedelt die Hochebene ist, etwas, 
 was man gar nicht vermutet, wenn man nur das enge und dicht bebaute 
 Rheintal kennt. 
  
 Das andere Mal war irgendwo in Brandenburg. Ich klingelte in einem 
 Nachbarhaus des verlassenen Campingplatzes und fragte, ob es noch 
 andere Campingpl€tze in der N€he g€be. Da boten sie mir an, in ihrem 
 Garten zu zelten und die Toilette und Dusche ihres G€stehauses 
 mitzubenutzen. Das war auch sehr sch€n, im Fr€hling unter bl€henden 
 Obstb€umen. 
  
 >> F€r das Erlebnis Radtour ist das aber auch gar 
 >> nicht n€tig. Da reicht eine Tour in die Umgebung und -ganz wichtig- 
 >> mal woanders zu €bernachten als zu Hause. 
  
 > Es gibt eigentlich nur zwei Betten, in denen ich halbwegs gut schlafen 
 > kann - mein eigenes im Wohnklo und das bei meinem Freund Micha in Altena... 
  
 War ja auch nur ein Vorschlag. Muss man schauen, ob einem das etwas 
 gibt oder nicht. Es gibt viele Menschen, die nicht gerne zelten. Ich 
 w€rde auch nicht ewig zelten wollen. Nach ein paar Wochen reicht es 
 mir und ich sehne mich wieder nach einer richtigen Wohnung. Aber die 
 paar Wochen Natur sind mir wichtig. Mal raus aus der Stadt, raus aus 
 der Komfortzone, raus aus dem L€rm, dem Stress, usw. Aufwachen mit 
 den V€geln, nass werden wenn es regnet, die N€he zur Erde sp€ren, da 
 wo wir eigentlich her kommen. Dann ist auch wieder gut und ich zehre 
 davon die folgenden Monate, wenn ich wieder auf Pflaster trete und 
 im B€rostuhl sitze. 
  
 >> Ich erinnere mich noch gut, wie ich das erste Mal von Berlin an die 
 >> Ostsee gefahren bin. Mit meinem Alltagsrad, ein paar Packtaschen, die 
 >> ich mir vorher gekauft hatte und einem geliehenen Zelt. Die Entfernung 
 >> kam mir endlos vor, dabei waren es nur ca. 300 km. Aber damals fragte 
 >> ich mich, ob ich das €berlebe. Die vielen positiven Eindr€cke und 
 >> Gef€hle unterwegs hatten sich dann aber in mein Ged€chtnis gebrannt. 
  
 > War das noch zu DDR-Zeiten? 
  
 Nein, kurz danach. Ich bin Wessi, Reisen in die DDR waren schwierig, 
 wenn man dort keine Verwandten hatte. 
  
 Aber es war meine erste gro€e Tour mit dem Fahrrad raus aus Berlin. In 
  
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